Die Guglmänner SM. König Ludwig II. dürfen diese
außergewöhnlich talentierte Künstlerin heute vorstellen.
Wir führten mit Manuela Eugénie Röck ein Gespräch,
in dem Sie uns einen kleinen Einblick in Ihr Leben im Musicaltheater
und Ihre Beziehung zu Ludwig II. gewährte.
Frau Röck, wie kamen Sie überhaupt zum Theater?
Eigentlich durch meinen Bruder. Dem war mein Talent aufgefallen
und so schleppte er mich eines Tages nach Hamburg zum Vorsprechen
und Vorsingen an die renommierte Stage School of Music, Dance
and Drama. Die haben mich gleich dabehalten - erstmal für
ein Jahr - insgesamt wurden dann 3 Jahre daraus!
Sie haben also eine fundierte, klassische Gesangsausbildung?
Ja, die habe ich. Es wurde zwar enorm viel verlangt, aber es hat
auch viel gebracht. Ich bin ein klassischer, lyrischer Koloratursopran
für
Musical und Operette.
Was reizt Sie so an Musical und Operette?
Es ist die Verbindung aus Schauspiel und Gesang. Das finde ich
gut. Ichmag es gerne, wenn es etwas "quirliger" zugeht.
Wie kamen Sie zur Hauptrolle der Sophie?
Ich habe mich auf eine Ausschreibung hin beworben, mußte
insgesamt viermal vorsingen und vorspielen und wurde dann aus
über 40 Bewerberinnen für die Rolle der Sophie ausgewählt.
Haben Sie eine besondere Beziehung zu Ludwig II.?
Ja, natürlich. Allein schon durch meine Allgäuer Heimat.
Wenn man wie ich in Bad Saulgau aufgewachsen ist, ist Ludwig natürlich
ständig präsent.
Frau Röck, wir wissen, daß Sie ein Multitalent
sind -Sie spielen im Musical außer der Sophie noch drei
weitere Rollen!
Das stimmt, ich spiele noch die Gräfin von Thurn und
Taxis, die Freifrau v. Arnim und die Susanne von Ow.
Das ist ja ein volles Programm, Respekt! Ist das nicht wahnsinnig
schwierig, jeden Abend auf der Bühne zu stehen?
Ja natürlich, es kostet viel Kraft, viel Geduld und viel
Selbstdisziplin. Ich war ja im Musical von Anfang an dabei. Von
den
erfahreneren Kollegen habe ich gelernt, wie man seine Kräfte
geschickt einteilt. Im Musical "Ludwig II. - die Sehnsucht
nach dem Paradies" sind wir Schauspieler ein außergewöhnlich
harmonisches, gutes Team. Wir haben viel Spaß miteinander;
es wird viel gelacht bei uns. Ein ganz tolles Arbeitsklima...
...das man vermutlich dringend braucht, um die gewaltige physische
wie psychische Anstrengung überhaupt bewältigen zu können.
Richtig.
Wie ist das bei Ihnen, spielen sie die Sophie jeden Abend
gleich, oder gibt es da Variationen?
Die Rolle ist lebendig und man paßt sie natürlich
dem jeweils spielenden Partner an. Das sind ja bei unserem Betrieb
wechselnde Personen für die gleichen Rollen. So kann es schon
sein, daß die Sophie mal neckischer, mal verführerischer
oder mal verträumter rüberkommt.
Was wäre eine persönliche Traumrolle für Sie?
Die Christina in Christina. Das Stück läuft zur Zeit
in Stockholm. Vielleicht wird es ja für den deutschsprachigen
Raum entdeckt - ich
glaube, es gibt im Moment noch nicht einmal eine deutsche Übersetzung...
Sie leben also mit einem Traum - so wie auch Ludwig mit seinen
Träumen lebte.
War Ludwig für Sie verrückt?
Nein, Ludwig war nicht verrückt. Er war einfach seiner Zeit
voraus und war deshalb unverstanden. Ludwig paßte nicht
in seine Zeit - aber verrückt war er bestimmt nicht!
Bewundern Sie Ludwig II.?
Ja, sehr! Er hatte revolutionäre Ideen. Er blieb stets sich
selber treu, auch als es eng wurde. Das finde ich gut. Er war
seiner Zeit voraus, den meisten seiner Zeitgenossen gab er Rätsel
auf. Er sagt ja selbst: ein ewig Rätsel will ich bleiben,
mir und anderen...
Wie kam Ludwig Ihrer Meinung nach zu Tode. Die offizielle
Todestheorie geht ja von Mord (an Gudden) und Selbstmord aus.
Ist das auch Ihre Meinung?
Nein - Ludwig wurde erschossen.
Das ist ja auch die Theorie der Guglmänner und anderer
namhafter Ludwigforscher (Georg Lohmeier, Albert Widemann) Die
Guglmänner konnten ja sogar den Nachweis führen, daß
man den Sarg von der Unterseite her geöffnet hatte und den
Leichnam entfernen ließ. Deshalb fordern die Guglmänner
ja auch vehement die Öffnung des Sarkophags. Sollte Ihrer
Meinung nach der Sarg geöffnet werde?
Ja! Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren,
was vor sich
ging. Auch wenn dadurch der Mythos ein wenig von seinem Geheimnis
verlieren könnte. Der Sarg soll geöffnet, der Leichnam
des Königs untersucht werden.
Sophie und Ludwig. Das war ja eine unglückliche Verbindung.
Reizt Sie das besonders?
Ja, ich finde das hochinteressant. In der Familie Sophies
(Herzog in
Bayern) gab es ja eine Kaiserin (Sissi) die Ludwig sehr verehrte.
Sophie begann sich für Wagner zu interessieren, lernte singen
um Ludwig zu gefallen; sie mag gespürt haben, daß sie
für Ludwig nur eine Notlösung sein konnte, ein Ersatz
für die unerreichbare Sissi. Sie trauerte trotzdem ein Leben
lang diesem Ludwig hinterher - sie interessierte sich aber auch
für den Photographen Hanfstengel - ganz naiv... Ihre Persönlichkeit
hatte viele Facetten. Sophie war eben anders...
Sie sind eine moderne, junge Frau - können Sie sich leicht
in diese
Sophie einfühlen, in das Gefangensein der jungen Prinzessin
in den Konventionen des 19. Jahrhunderts, der Hofetikette, der
Verbindung mit einer Majestät?
Ich denke schon, auch wenn es nicht ganz einfach ist. Auch die
Freiheit unserer Zeit kann ja zu einem Zwang werden, die Konventionen
haben auch vieles zusammengehalten, heute ist es doch so, daß
bei der kleinsten Krise Beziehungen schon auseinanderfallen; im
19. Jahrhundert war alles zu starr und zu streng geregelt. Man
vermißt das gesunde Mittelmaß.
Frau Röck, wenn Sie nicht theaterspielen würden,
was würden Sie dann machen?
Da hab ich noch gar nicht drüber nachgedacht - vielleicht
Lehramt,
Erzieherin, Kinderkrankenschwester - oder so etwas. Aber Schauspielerin
und Sängerin zu sein ist einzig. Nein, ich könnte mir
nichts anderes vorstellen!
Frau Röck, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
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