Rezension des Buches
Der tragische König
Leben und Tod König Ludwigs II.
von Bayern
Autor Erika Brunner
Peter Glowasz Verlag
2. überarbeitete und erweiterte Auflage
Endlich!
Dieses Wort kommt einem unwillkürlich in den Sinn, wenn
man das umfangreiche Werk (751 Seiten) gelesen hat - aber nicht
weil man dieses Buch nun bewältigt hat, nein, weil sich
endlich ein Autor gefunden hat, der sich mit dem Schicksal König
Ludwig II. in einer Weise auseinandersetzt, wie man es heute
nicht mehr gewohnt ist.
Hier wird endlich der Versuch unternommen, die Lügen,
Unwahrheiten und abstrusen Vorstellungen, die über den
König existieren, kritisch zu hinterfragen und zurechtzurücken.
Man spürt die Liebe und das Verständnis, das die Autorin
dem König entgegenbringt - trotzdem wird die Ebene der
kritischen Distanz nie verlassen. Man spürt, daß
die Autorin ein lebenserfahrener Mensch ist, der sich in die
Persönlichkeit und in die Situation Ludwigs perfekt hineinzuversetzen
vermag.
Heraus kommt der Mensch Ludwig, mit seinen Problemen, Hoffnungen,
Höhenflügen und Niederlagen.
Die wahre Geschichte des letzten wirklichen Monarchen seines
Jahrhunderts, heißt der Untertitel und das ist nicht übertrieben.
Dieses Buch kommt der Wahrheit über den König am nächsten.
Angefangen von der schicksalhaften Geburt als Erbe des Bayernthrons,
über den Regierungsantritt voller Hoffnung und Zuversicht,
die Errettung Richard Wagners und den grausamen Verlust des
Freundes, die zerbrechende politische Welt in der Mitte des
19. Jahrhunderts, seine Sehnsüchte und Träume, die
Götterdämmerung bis hin zur Königskatastrophe
im Starnberger See - überall bemerkt man die angenehme
und spannenden Art die Geschichte König Ludwig II. völlig
neu zu erzählen. Jedes Detail ist sorgfältig recherchiert
und spiegelt das immense Basiswissen der Autorin wieder. Wie
der Bildhauer sein Werk aus dem Steinblock befreit, so befreit
Erika Brunner den König von all den lästigen Vorurteilen
und Lügengeschichten. Der Autorin Erika Brunner sei Dank
für dieses überragende Werk.
Meisterhaft wird hier gerade über die letzten Tage und
Stunden unter Berücksichtigung der zeitlichen Abfolge der
Ereignisse berichtet. So kann endlich der verständliche
Wunsch des Königs sich selbst zu töten (nachdem ihm
die Entmündigung und Entmachtung mit brutaler Härte
ins Gesicht geschleudert wurde) und der Wunsch (zwei Tage später)
aus dem Gefängnis in Berg zu fliehen - in der richtigen
Proportion wahrgenommen werden. Oder die Abneigung Dr. Müllers,
die zu einer total verzerrten Wahrnehmung führte. Die scheinbaren
unversöhnlichen Widersprüche in der Geschichte um
Ludwig II. werden so plausibel und nachvollziehbar.
Die Guglmänner empfehlen dieses Buch allen, die einmal
ohne die übliche Vorurteilsbrille auf das schillernde Leben
des berühmtesten Monarchen Bayerns, des Retters Richard
Wagners und des größten Baumeisters des Historismus
blicken wollen.
Dem Verleger Peter Glowasz - der sich als Verfasser verschiedener
Bücher über den König und engagierter Ludwigforscher
einen Namen gemacht hat - ist es zu danken, daß dieses
umfassende Werk in einer für alle Leserschichten erschwinglichen
Taschenbuchausgabe erscheinen konnte.
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Rezension des Buches
Das verlorene Paradies Ludwig II.
Autor Robert Holzschuh
Eichborn-Verlag
Auf den ersten Blick präsentiert sich dieses Buch in einer
nüchternen, wissenschaftlich-dokumentarischen Form. Doch
was auf Anhieb so seriös und unangreifbar wirkt, stellt
sich am Ende der Lektüre als ein Werk heraus, das aus einer
dubiose Quelle gespeist wird. Im Anhang muß der Autor
sogar eingestehen, daß die Briefe, die diesem Buch zugrunde
liegen, auf eine äußerst merkwürdige Weise in
den Kunsthandel eingeführt wurden. Nach dem Tod des Königs
- so erfährt man - wurde der Marstallfournier Hesselschwerdt
von Graf Holnstein so unter Druck gesetzt, daß dieser
letztendlich diese Briefe an ihn herausgab. Graf Holnstein war
aber - und das ist unter Historikern unbestritten - der erbitterte
Gegner Ludwig II. und die treibende Kraft bei der Vorbereitung
des Entmündigungsverfahrens. Holnstein betrog den König
auch um Geld aus dem Welfenfonds. Aus diesem Grund war er später
beim Prinzregenten in Ungnade gefallen. Um die dafür nötigen
Dokumente anfertigen zu können, stand er in Verbindung
mit einer zweifelhaften Person , die die Handschrift des Königs
vollendet zu fälschen vermochte. (Quelle: Erika Brunner,
Der tragische König,
Seite 605, 2. erweiterte Auflage, Peter-Glowasz-Verlag Berlin)
Dann waren diese Briefe über 100 Jahre verschwunden. Vor
zwei Jahren tauchte eine unbekannte Person bei dem Auktionshaus
Hartung & Hartung in München auf und gab diese Briefe
zur Versteigerung. Eine Echtheitsprüfung durch einen unabhängigen
Sachverständigen erfolgte dennoch nicht. Die Echtheit wurde
vielmehr nur durch den Auktionator bestätigt und garantiert?!
Spätestens hier beginnen bei kritischen Zeitgenossen die
Alarmleuchten zu blinken - das wäre ja eine Lizenz zum
Gelddrucken! Der Verkäufer eines historischen Dokuments
mit zweifelhafter Vergangenheit stellt selbst die Echtheit fest
- und beeinflußt dadurch natürlich den Preis: 180.000,-
DM mußte der Sammler und Autor Robert Holzschuh hinblättern,
bevor er für diese zweifelhaften Dokumente den Zuschlag
bekam. Das ist zwar erheblich weniger, als der Stern für
die Hitler-Tagebücher berappen mußte, aber die Umstände
sind ähnlich dubios und wenig seriös.
Es gibt nach wie vor keinerlei Beweise, daß König
Ludwig II. diese Briefe wirklich selbst geschrieben hätte.
Die Echtheit von Papier und Tinte beweist nur, daß die
Briefe aus der Zeit Ludwigs stammen und Fälschungen aus
der damaligen Zeit sind. Wenn z.B. eine Zeichnung von Leonardo
da Vinci auf so dilletantische Weise in den Kunstmarkt eingeführt
worden wäre, würde man doch mit Recht erhebliche Zweifel
an der Echtheit anmelden.
Kommen wir nun zum Inhalt des Buches. Der Autor negiert völlig,
daß Briefe das Leben eines Menschen nur ausschnitthaft
zu zeigen vermögen. Bei der Lektüre dieses Buches
hat man immer das Gefühl, das Leben Ludwigs wäre ganz
auf diese schriftlichen Aufzeichnung reduziert. Hier wird ein
vollkommen negatives, verzerrtes und einseitiges Bild des Königs
gezeichnet.
Es wird wieder einmal versucht, König Ludwig als vollkommen
haltlosen, moralisch verderbten, homosexuellen Menschen darzustellen.
Das soll posthum wieder einmal seine Geisteskrankheit, die Rechtmäßigkeit
und Unausweichbarkeit seiner Entmündigung und schließlich
seinen angeblichen Selbstmord beweisen.
Alles muß herhalten, den König negativ zu zeichnen
- jedes Verhalten des Königs wird zu seinen Ungunsten interpretiert.
Überall wimmelt es von Beweisen für die
angeblichen homoerotischen Neigungen des Königs. Interessant
ist vor allem, was nicht in diesem Buch zu lesen ist: Die Verdienste
Ludwigs um Musik (Wagner), Baukunst, Humanität und Technik
sind vollkommen ausgeblendet - nur die angebliche Homosexualität
wird wahrgenommen. Die Art, wie König Ludwig vollkommen
eindimensional auf ein sexgieriges Monster reduziert wird, ist
abstoßend.
Wenn der Autor sich schon berufen fühlt, ein Buch über
die Sexualität König Ludwigs zu schreiben, dann dürfte
- wenn hier seriös gearbeitet worden wäre - das Thema
Ludwig und die Frauen nicht auf die mißlungene Verlobung
reduziert werden!
Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, daß Ludwig sehr wohl
Kontakte mit dem weiblichen Geschlecht gepflegt hat. Die Beziehung
zu Sissi war lange nicht so platonisch, wie - um den Ruf der
Kaiserin nicht zu gefährden - damals behauptet wurde. Die
Schauspielerin Lila von Bulyowsky (mit dem Bulyowsky -Luder
jagte er bei frivolen Spielen durch das ganze Schloß Hohenschwangau)
war eine seiner Favoritinnen. Ja, es gab sogar ein Spottgedicht
auf diese Beziehung: Nachdem ihm Richard lange vorgeleiert,
ist der Bulyowsky endlich es gelungen, daß sie das rechte
Lied ihm hat gesungen. Der Keusche ist nun andern gleich gefallen.
(Süddeutscher Verlag) Erst die Königinmutter beendete
diese Beziehung. Die Bildhauerin Elisabeth Ney lebte 4 Jahre
bei ihm in der Residenz und gebar ein Söhnchen namens Arthur!
Vorher war Sie überstürzt und mit viel Geld ausgestattet
nach Amerika abgereist.
Das Buch beginnt mit der Verlobung die von Ludwig gelöst
wurde - von der Liebesbeziehung seiner Verlobten zum Fotografen
Hanfstengel wird zwar berichtet, aber es wird angenommen, Ludwig
hätte davon nichts gewußt. Ludwig war sicher nicht
so naiv und uninformiert, wie der Autor ihn gerne hätte
und so wird die Entlobung selbstredend als Folge der beginnenden
homoerotischen Neigungen interpretiert. Weiter erfährt
man Neuigkeiten aus dem Tagebuch Ludwigs. Dieses
Tagebuch wurde in der Schweiz von Edir Grein (Pseudonym für
Erwin Riedinger, dem Stiefsohn von Ministerpräsident Lutz)
herausgegeben. Lutz war der Betreiber des Putsches gegen Ludwig
und auch der Nutznießer. Sein Jagdfreund Prinzregent Luitpold
ließ ihn auch nach der Königskatastrophe nicht fallen
und so konnte Lutz weiter Ministerpräsident bleiben. Auch
diese Tagebücher sind gefälscht oder zumindest verfälscht.
Der Kampf Ludwigs um Reinheit und gegen Befleckung ist heute
längst als sein verzweifeltes Ringen gegen Selbstbefriedigung
erkannt. Auch hier glaubt der Autor den Beweis für Homosexualität
und Perversion entdeckt zu haben.
Die Briefe selbst enthalten so viele innere Widersprüche,
daß allein dadurch die Echtheit bezweifelt werden muß.
Der Fälscher hat sich dadurch ungeschickt verraten, daß
er zu dick aufgetragen hat. So ist das Verbrenne dieses
Blatt - ein verräterischer Hinweis. Denn wenn man
davon ausgeht, daß Ludwig bewußt war, wie heiß
dieses Thema ist, dann hätte er ja sicher keine schriftlichen
Befehle erteilt. Er hätte ja Hesselschwerdt überhaupt
nicht schreiben müssen, sondern solche Befehle ganz bequem,
ohne belastendes Material zu produzieren, mündlich erteilen
können und sich nicht in die Hand eines Dieners begeben
müssen. Daß das Verbrenne dieses Blatt
ja die direkte Aufforderung ist, dies gerade nicht zu tun, dürfte
auch Ludwig klar gewesen sein. Wenn man außerdem lesen
muß, unter welch banale Inhalte der Fälscher verbrenne
dieses Blatt geschrieben hat, dann wird schnell klar,
daß hier etwas nicht stimmt. (Lieber Karl! Wenn Du den
Welker über das Stehenlassen des Bartes sprichst, so tue
das ganz von Dir aus. Verbrenne dieses Blatt. Ludwig) Auf der
anderen Seite war ja Hesselschwerdt sein Vertrauter - hier wäre
dieser Hinweis unsinnig und überflüssig.
Der vom König sogenannte Kunis wird hier von
Autor fälschlich als Bezeichnung für die männlichen
Geschlechtsorgane gedeutet - tatsächlich aber war es im
19. Jahrhundert eine Bezeichnung für die Barttracht des
Mannes. (Historiker und Autor Jean-Marie Schlim) Nur so bekommt
die Stelle: schaue, ob der Kunis schon etwas gewachsen
ist, einen (plötzlich vollkommen harmlosen) Sinn.
Hier wird deutlich, wie sehr Holzschuh von der fixen Idee beherrscht
wird, Ludwig wäre homosexuell gewesen. Wenn man überdies
noch weiß, daß König Ludwig für seine
Feste und lebenden Bilder in Schoß Linderhof (Blaue Grotte,
Maurischer Kiosk, Hundinghütte, Einsiedelei des Gurnemaz)
junge Männer mit einem gewissen Aussehen brauchte, wird
vollkommen klar, daß hier, wie bei einem Casting, Darsteller
für Orientalen und Germanen gesucht worden sein dürften.
Mit einer solchen Botschaft könnte man natürlich kein
Skandalbuch schreiben; also muß der Kunis "wachsen"
- ob das einen logischen Sinn ergibt oder nicht, ist völlig
egal. Die männlichen Geschlechtsteile wachsen beim Erwachsenen
Manne ja nicht, wohl aber der Bart!
Nur der Autor ist felsenfest überzeugt, daß hier
Sensationelles enthüllt wird. Man spürt deutlich,
daß der Autor, der immerhin 180.000,- DM für zweifelhafte
Dokumente ausgegeben hat, der Einsicht, daß diese Briefe
Fälschungen aus der Zeit Ludwigs sein könnten, verständlicherweise
reserviert gegenübersteht. Es ist ihm nicht klar geworden,
daß man damals ein möglichst drastisches, im moralischen
Sinne belastendes Material brauchte, um Ludwig entmündigen
und vom Thron vertreiben zu können. Nur so konnte die Luitpoldinische
Line überhaupt an die Macht gelangen. Ludwig III. steuerte
diesen Putsch subtil aus der Deckung heraus.
Neben Oberststallmeister (im Volksmund Roßober genannt)
Graf Holnstein, war der Adressat der Briefe, Marstallfournier
Karl Hesselschwerdt der Hauptbelastungszeuge im Ferngutachten
gegen Ludwig II. (Dr. Gudden hatte ihn ja nie persönlich
untersucht, sondern stützte sein Gutachten ausschließlich
auf das Material, welches die Vorgenannten durch Drohung und
Bestechung von den Dienern herausgepreßt haben. (Holnstein
war ja als Oberststallmeister der Chef der Dienerschaft, die
sich ausschließlich aus Chevauxlegers - Soldaten der leichten
Kavallerie - rekrutierten) Das alles geschah im Auftrag von
Ministerpräsident Lutz, dem es so schlußendlich gelang,
den entschiedenen Gegner des Deutschen Reiches, König Ludwig
II. von Bayern (Ludwig blieb z. B. der Reichsproklamation in
Versailles demonstrativ fern) durch die reichs- und bismarckfreundlichen
Monarchen Prinzregent Luitpold (der Onkel
Ludwig II.) und Ludwig III. (Cousin Ludwig II.) zu ersetzen.
Daß er dabei buchstäblich über Leichen ging,
zeigt der Tod König Ludwigs sowie der Tod Dr. Guddens (der
als nützlicher Idiot natürlich auch verschwinden
mußte) allzudeutlich. Auch darüber erfährt der
Leser nichts.
Hesselschwerdt galt damals schon als eine schillernde Figur
die log und betrog, was das Zeug hielt. So behauptete Hesselschwerdt,
Ludwig hätte ihm den Auftrag erteilt, in Italien eine Räuberbande
(!) anzuwerben, um mit deren Hilfe den preußischen Kronprinzen
Friedrich in Mentone zu überfallen und in einer Höhle
bei Wasser und Brot in Ketten gefangen zu halten. Die Diener
würden geschlagen, eingekerkert, (ein Verließ war
in Neuschwanstein gar nicht vorhanden) angespieen, nach Sibirien
(!) verbannt - nichts ist abstrus genug, um nicht von Hesselschwerdt
gegen den König vorgebracht zu werden: er habe den Befehl
erhalten, in Neapel, in Konstantinopel, in Teheran - sogar in
Brasilien nach Geldquellen zu suchen - ja mit Hilfe einer Räuberbande
(offensichtlich eine fixe Idee Hesselschwerdts - er wäre
wohl allzugerne Räuberhauptmann gewesen) bei Banken in
Stuttgart, Frankfurt, Berlin oder Paris einzubrechen. Eigenartig
nur, daß viele Diener es jahrelang beim König aushalten,
ja nichts von dessen despotischen Befehlen zu berichteten wissen
und den König vielmehr als den großzügigsten,
liebeswertesten und teilnahmsvollsten Menschen schildern, den
sie je gekannt hätten.
Vom Autor dagegen werden die Räuberpistolen Hesselschwerdts
für bare Münze gehalten. Es ergeht ihm hier nicht
anders als Dr. Gudden, der aufgrund solcher Aussagen und Dokumente
sein Gutachten anfertigte. Gudden selbst war dann maßlos
erstaunt, als er statt eines tobsüchtigen, schäumenden
und um sich schlagenden Irren, einen äußerst höflichen,
leicht sarkastischen, völlig ruhigen Monarchen vorfand,
der ihm in völliger Klarheit des Geistes sofort die logischste
aller Fragen stellte: Ja, wie sind sie denn zu dem Gutachten
gekommen, Sie haben mich doch gar nicht untersucht?
Im dritten Teil des Buches geht es um die Sanierung seiner
Finanzen. Auch hier verwendet der Autor jede Aktivität
Ludwigs sofort gegen ihn. Daß Ludwig bis zum Ende verzweifelt
nach Geldquellen suchte, wird nicht zu seiner Entlastung angeführt;
nein, auch der aktive und positive Gestaltungswille wird vom
Autor in der Schublade realitätsfremde Wahnvorstellungen
abgelegt.
Welch kühlen Kopf Ludwig auch in der äußersten
Finanznot bewahrt hat, darüber erfährt man in Holzschuhs
Buch nichts. Am 17. 4. 1886 (59 Tage vor seinem Tod) schreibt
Ludwig noch an das Gesamtministerium:
Es ist mein Wille, daß zur Ordnung der Verhältnisse
Meiner Kabinettskasse von Meiner Regierung noch dem gegenwärtig
versammelten Landtage eine Vorlage gemacht und mit tunlichster
Beschleunigung die hierauf bezüglichen Vorschläge
Mir unterbreitet werden. So schreibt kein Geisteskranker!
(dtv König Ludwig in Augenzeugenberichten)
Am Ende erfährt der Leser noch die älteste und abgeschmackteste
aller Lügen: König Ludwig wäre ertrunken. Das
ist aber heute längst erwiesen, daß Ludwig gerade
nicht ertrunken sein konnte. Georg Lohmeier, Albert Widemann,
Peter Glowasz, Erika Brunner und andere Ludwigforscher haben
die Ertrinkungstod/Selbstmord-Theorie längst widerlegt.
Der letzte Absatz verrät den Grundtenor des Autors deutlich:
Andere wollen diesen Spekulationen nicht weiter nachgehen
und nicht länger darüber grübeln, denn sie wissen:
Gott hat in seiner Gnade und Barmherzigkeit den armen König
zu sich geholt - auf dieser Erde hatte er keine Heimat mehr.
Der Autor hält sein Werk offensichtlich für das ultimative
Buch über den wahren Charakter Ludwig II. - bitte nicht
mehr nachgrübeln und nachdenken. Sonst könnten ja
am Ende noch die Ungereimtheiten dieses Buches zutage treten.
Alles in allem, ein weiterer Aufguß der sattsam bekannten
Vorurteile gegen Ludwig. Dieses Buch beschreibt gebetsmühlenhaft
Ludwig als den willenlosen, homosexuellen, politisch desinteressierten,
prunksüchtigen, ichbezogenen, despotischen Psychopaten,
der froh sein konnte, daß er starb, bevor seine Schande
ans Licht kam. Dieses Buch urteilt nicht, es verurteilt.
So eindimensional kann man heute nicht mehr über Ludwig
schreiben. Ludwig war eine vielgestaltige, schillernde, faszinierende
und äußerst schwierig zu beurteilende Persönlichkeit.
Leider wurde hier die Chance vertan, dem Menschen Ludwig gerecht
zu werden. Für 34,- DM sind die 162 kleinformatigen Seiten
teuer bezahlt, es sei denn, man erfreut sich gerne an edler
Buchtypografie.
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Rezension des Buches
Die letzten Tage im Leben von König
Ludwig II. Autor Alfons Schweiggert
EOS-Verlag Erzabtei St. Ottilien
Eine interessante Neuerscheinung auf dem Markt der König-Ludwig-Literatur:
„Die letzten Tage im Leben von König Ludwig II.“
von Alfons Schweiggert. Schweiggert wird von König-Ludwig-Interessierten
seit Jahren alsAutor geschätzt, der immer wieder mit interessanten
Büchern überrascht. (Es war einmal ein Märchenkönig,
Jetzt rede ich, Schattenkönig (Otto), Der Kronprinz, Der
König bin ich, Die große König-Ludwig-Glocke.)
Was ist neu an diesem Buch? Der interessierte Leser findet
hier erstmals einen totalen Überblick über die letzten
Stunden im Leben des Königs. Wie verhaftet man einen König?
Wie ging die Verhaftung vor sich? Wie reagierte Ludwig auf diesen
in der Weltgeschichte einmaligen Vorgang? Durch das minuziös
genaue Gegenüberstellen der einzelnen Aussagen, Vorkommnisse
und Gespräche ergibt sich ein lebendiges Bild der dramatischen
Stunden vor der Königskatastrophe von 1886. Der geneigte
Leser kann jetzt wie ein Kriminalkommissar versuchen, aus den
einzelnen Aussagen und Vorkommnissen sich selbst ein Bild zu
machen.
Daß mit dem Tod König Ludwigs etwas nicht stimmt,
dieses unbestimmte Gefühl haben wir Bayern schon lange.
Dieses Buch aber ist so genau recherchiert, daß die Widersprüchlichkeiten
dieser Mordverschwörung ganz klar zutage treten. Nach diesem
Buch kann wirklich niemand jemals wieder behaupten, es gäbe
keinerlei Hin weis auf eine Gewalttat.
Der letztendliche physische Beweis fehlt natürlich auch
hier, denn dieser wäre am Ende nur durch ein aktives Forschen
am Allerhöchsten Leichnam zu erbringen. Dadurch, daß
wir heute in der Lage sind, mit modernsten wissenschaftlichen
Methoden Erkenntnisse zu gewinnen, von denen man vor wenigen
Jahren noch nicht mal zu träumen gewagt hätte, ist
ein zusätzlicher Beweis für die Vertuschungsstrategie
offizieller Stellen bis auf den heutigen Tag! Was ist noch heute
so heiß, daß es nicht veröffentlicht werden
darf, daß es niemals, offensichtlich um jeden Preis verborgen
gehalten werden muß? Das ist am Ende die Frage die dieses
Buch stellt.
Die Benediktinermönche wissen mehr über die Todesumstände
des Königs, als gemeinhin angenommen wird. So ist bemerkenswert,
daß in einem Verlag des Benediktinerordens ein Buch erscheint,
das die letzte Ruhestätte des Königs in den Benediktinerklöstern
Andechs, Schäftlarn oder Scheyern vermutet hochbrisant,
da von offizieller Seite diese Vermutungen stets verneint wurden.
(Eine Abordnung der Guglmänner und der Historiker und wohl
beste Kenner der bayerischen Geschichte, Georg Lohmeier hatten
bereits vor 2 Jahren mit großem Presseecho am wahren Grab
Ludwig II. in der Marienkapelle der Klosterkirche in Andechs
einen Kranz niedergelegt!)
Dieses Buch birgt viele Schätze, die alle entdeckt werden
wollen. Interessant sind die äußerst selten gedruckten
Abbildungen. So findet man in diesem Buch z.B. ein zeitgenössisches
Foto, das den Unglücksort vom Ufer aus zeigt, so wie der
König ihn wohl auch zuletzt gesehen hat. Oder auch zeitgenössische
Darstellungen der Guglmänner im Leichenzug des Königs,
die so noch nie veröffentlicht worden sind. Oder ein Bild
von Dr. Grashey. Dort, wo keine Fotos oder Bilder vorhanden
waren, ging der Autor hin und zeichnete exakt nach den Angaben
von Zeugenaussagen äußerst interessante Szenerien.
Durch die Technik der Zeichnung wird das Geschehen plötzlich
plastisch und so verwundert es nicht, daß auch hier Ungereimtheiten
schlaglichtartig augenfällig werden. Ein kleines Beispiel
mag dies verdeutlichen: die beiden Leichen wurden gefunden,
mit den Füßen auf dem Grund aufstehend, Oberkörper
auf der Wasseroberfläche aufliegend und die Arme nach unten
hängend. Liest man diese Aussage, erscheint sie zunächst
plausibel. Jetzt aber gibt es davon eine Zeichnung, und sofort
wird deutlich, daß hier etwas nicht stimmt, nicht stimmen
kann! Jeder, der zwei Leichen nebeneinander so im Wasser treibend
finden würde, hätte sofort nur einen einzigen Gedanken:
hier stimmt etwas nicht. Hier ist etwas bewußt inszeniert
worden! So liegen keine z w e i Leichen aus purem Zufall parallel
nebeneinander. Außerdem: wenn Ludwig Gudden gewürgt
haben sollte, müßte dann nicht Gudden eigentlich
wie ein Maikäfer auf dem Rücken liegen? Solche und
andere Fragen löst die Lektüre dieses Buches aus.
Die Guglmänner empfehlen dieses Buch, denn hier hat man
ein perfektes Standartwerk das die Umstände des Todes Seiner
Majestät auf eine Weise beleuchtet, wie es vorher noch
nicht gelungen ist und die schlußendlich zu eigenen Überlegungen
anregt.
Dem Buch ist eine hohe Auflage zu wünschen, denn hier
wird nicht reißerisch und für den König ehrabschneiderisch
eine Sensationsstory zusammengezimmert, nein hier ist jedes
Detail sorgfältigst recherchiert.
Dem Autor sei Dank für dieses hervorragende Werk.
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